Du betrachtest gerade Nein zum Krieg - in der Ukraine und überall. Kli­ma­ge­rech­tigkeit jetzt!

11. April 2022. Wir sind viele Gruppen und Orga­ni­sa­tionen in Öster­reich, die sich für Kli­ma­ge­rech­tigkeit ein­setzen. Wir sprechen uns klar und deutlich gegen alle welt­weiten Kriege und aktuell gegen den Krieg in der Ukraine aus.

Ver­schiedene Krisen dürfen nicht gegen­ein­ander aus­ge­spielt werden: Zusammen mit Bewe­gungen auf der ganzen Welt – und besonders auch in Russland und der Ukraine – treten wir für Frieden und Abrüstung ein, für ein Ende der Abhän­gigkeit von fos­silen Brenn­stoffen, für offene Grenzen und für eine Agrar- und Ernährungswende.

1. Auf­rüstung stoppen: Kli­ma­po­litik ist Friedenspolitik

Der Krieg befeuert die Kli­ma­krise. Aktuelle Auf­rüs­tungs­pläne, wie die geplante Auf­sto­ckung des Hee­res­budgets in Öster­reich, führen nicht zu einem Ende von Krieg und Gewalt. Sie erzeugen eine Eska­la­ti­ons­spirale, die Lebens­grund­lagen in Krisen zer­stören, zur Beschleu­nigung des Kli­ma­wandels durch den mas­siven Treibhausgas-Ausstoß bei­tragen, welt­weite Natur­zer­störung anheizen und dem dringend nötigen Umbau der Mobilitäts- und Ener­gie­systeme finan­zielle Mittel ent­ziehen. Denn allein die Waf­fen­in­dustrie ist für etwa zwei Prozent der glo­balen Treib­hausgase verantwortlich.

Öster­reichs Neu­tra­lität darf nicht zur Dis­kussion stehen, sie muss gestärkt und gefestigt werden. Im Fokus der Frie­dens­be­mü­hungen Öster­reichs und der EU müssen diplo­ma­tische Lösungen stehen. Anstatt jetzt in Auf­rüstung hier­zu­lande und auf EU-Ebene zu inves­tieren, muss das Geld für huma­nitäre Hilfe und für die Energie- und Mobi­li­täts­wende ver­wendet werden.

Wir brauchen starke Bünd­nisse mit den welt­weiten Frie­dens­be­we­gungen, keine Mili­tär­bünd­nisse. Wir zeigen uns soli­da­risch mit den Men­schen in der Ukraine und Russland, die sich für Frieden stark machen.

2. Aus für Gas- und Ölim­porte: Energie- und Mobi­li­täts­wende jetzt!

Die Abhän­gigkeit von fos­silen Ener­gie­trägern ist nicht nur ein tief­grei­fendes kli­ma­po­li­ti­sches, sondern auch ein soziales und geo­po­li­ti­sches Problem: In etwa ein Drittel des rus­si­schen Staats­haus­haltes wird über Ein­nahmen aus Exporten fos­siler Brenn­stoffe finanziert.

Die Abhän­gigkeit Öster­reichs von Gas und Öl aus anderen Ländern wie Russland wird von fos­silen Kon­zernen wie der OMV, Olig­archen und Inter­es­sen­gruppen wie der WKO aktiv vor­an­ge­trieben. Sie haben sich gegen ver­bind­liche Gesetze und Initia­tiven gestellt, die für den Aus­stieg aus Öl und Gas not­wendig sind. Die fos­silen Lob­by­isten zer­stören damit das Klima und befeuern weltweit statt­fin­dende Kriege. Statt nun Flüs­siggas von woanders zu impor­tieren, sollten rasche Schritte für die bessere Dämmung von Gebäuden, die Umstellung der Gas- und Ölhei­zungen und den sozial öko­lo­gi­schen Umbau der Industrie gesetzt werden. Auch die Fern­wärme wird zu mehr als einem Drittel mit Gas erzeugt und soll auf kli­ma­freund­liche Energien umge­stellt werden. Um die Abhän­gigkeit von Öl zu ver­ringern, müssen wir unter anderem die Ver­kehrs­wende beschleu­nigen. Jede Inves­tition in fossile Infra­struk­turen muss jetzt gestoppt werden.

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Klima und Soziales dürfen dabei nicht gegen­ein­ander aus­ge­spielt werden. Die der­zei­tigen Maß­nahmen der öster­rei­chi­schen Regierung fördern teil­weise wei­terhin die Abhän­gigkeit vom Ver­bren­nungs­motor und ent­lasten vor allem hohe Ein­kommen; Anreize zum Ener­gie­sparen fehlen dabei völlig. Nur rund ein Viertel der Summe des Maß­nah­men­pakets zielt auf den Ausbau kli­ma­freund­licher Mobi­li­täts­formen und Erneu­er­barer Energien ab – viel zu wenig!

Damit Kriege lang­fristig ver­hindert werden können, müssen wir für ein Ende der Wachs­tums­wirt­schaft sorgen und uns an Kreis­lauf­wirt­schaft und Suf­fi­zienz ori­en­tieren. Denn ein System, das auf Wachstum und Aus­beutung von fos­silen Res­sourcen beruht, stößt nicht nur an pla­netare Grenzen, sondern ver­ur­sacht auch immer wieder geo­po­li­tische Konflikte.

3. Asyl für Alle: Keine ras­sis­tische Dis­kri­mi­nierung von Geflüchteten

Wir begrüßen die Ankün­digung der Regierung, aus der Ukraine flüch­tenden Men­schen rasch und unbü­ro­kra­tisch zu helfen und ukrai­ni­schen Staats­an­ge­hö­rigen einen schnellen Zugang zum Arbeits­markt, Gesund­heits­system und zur Bildung zu ermög­lichen. Diesen Umgang mit Schutz­su­chenden fordern NGOs und Initia­tiven in Öster­reich seit Jahren von staat­lichen Stellen ein. Wir heißen alle Geflüch­teten will­kommen und danken den Men­schen aus der Zivil­ge­sell­schaft, die – wie im Jahr 2015 – seit Wochen völlig selbst­ver­ständlich bei der Auf­nahme, Ver­sorgung und Unter­bringung helfen.

Wir ver­ur­teilen zugleich die ras­sis­tische Dis­kri­mi­nierung von Men­schen ohne ukrai­ni­schen Pass und die Eta­blierung eines Zwei-Klassen-Asylsystems. Dritt­staats­an­ge­hörige aus afri­ka­ni­schen Ländern, dem Nahen Osten oder Indien wurden auf der Flucht aus der Ukraine dif­fa­miert und miss­handelt. Auch in Öster­reich genießen sie nicht die gleichen Rechte wie Ukrainer*innen – im Gegenteil, es häufen sich die Berichte von Schi­kanen durch die Behörden. Von der EU-Massenzustromrichtlinie in Öster­reich sind sie aus­ge­schlossen und durch Abschiebung in ihre „Hei­mat­länder“ bedroht.

Wir lehnen die Trennung in „gute“ und „schlechte“ Geflüchtete ab. Bomben unter­scheiden nicht zwi­schen Haut­farbe, Religion oder Staats­zu­ge­hö­rigkeit. Alle Men­schen haben das gleiche Recht auf Schutz vor Ver­folgung – egal ob vor dem Krieg in der Ukraine, in Syrien oder in Afgha­nistan. Seit Jahren führen impe­ria­lis­tische Mächte blutige Kämpfe um die Kon­trolle fos­siler Energien und treiben Mil­lionen Men­schen in die Flucht. Nach­haltige Kli­ma­po­litik ver­hindert die Zer­störung der Lebens­grund­lagen, ermög­licht selbst­be­stimmte wirt­schaft­liche Ent­wicklung und ver­mindert damit Fluchtursachen.

4. Agrar- und Ernäh­rungs­wende jetzt!

Die Aus­wir­kungen des Kriegs offen­baren die wunden Punkte eines von fos­silen Brenn­stoffen und glo­ba­li­sierten Lie­fer­ketten abhän­gigen, ver­schwen­de­ri­schen und zutiefst unge­rechten Ernäh­rungs­systems – ein System, das es nie geschafft hat, alle Men­schen zu ernähren. Schon vor dem Ukraine-Krieg waren 800 Mil­lionen Men­schen von Hunger betroffen und zwei Mil­li­arden Men­schen man­gel­er­nährt. Ursachen dafür sind die unge­rechte Ver­teilung von land­wirt­schaft­lichen Erzeug­nissen und Res­sourcen für Nahrungs- und Fut­ter­mittel, ihre Ver­schwendung und über­pro­por­tionale Ver­wendung als Tier­futter, Agrar­treib­stoffe, Spe­ku­la­ti­ons­masse und Roh­stoffe für die Industrie- und Bioökonomie.

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Statt einem Fokus auf die ver­wund­barsten Men­schen bewirkte die Glo­ba­li­sierung des Ernäh­rungs­systems eine Aus­richtung auf gewinn­brin­gende Exporte, weg von einer leist­baren und nach­hal­tigen Ver­sorgung mit Lebens­mitteln. Zugleich ist diese res­sour­cen­in­tensive Land­wirt­schaft in exis­tenz­ge­fähr­dender Weise von syn­the­ti­schen Dün­ge­mitteln und Pes­ti­ziden, aber auch von Diesel abhängig.

Die Aus­wir­kungen des Ukraine-Kriegs drohen die ohnehin am stärksten von Hunger und Man­gel­er­nährung betrof­fenen Men­schen zuerst und am schärfsten zu treffen. Min­destens 50 Länder sind bei der Ver­sorgung mit Weizen zu 30 % oder mehr von Russland und der Ukraine abhängig. Viele Länder des glo­balen Südens in Nord­afrika, Asien und dem Nahen Osten sind am meisten darauf ange­wiesen. Zudem ist Russland nicht nur einer der wich­tigsten Gas­pro­du­zenten, sondern auch der weltweit größte Exporteur von syn­the­ti­schen Düngemitteln.

Jetzt geht es darum, Sofort­hilfen für die Betrof­fenen mit Schritten gegen die struk­tu­rellen Ursachen des Hungers und der Kli­ma­krise zu ver­binden. Die Klima-, Biodiversitäts-, Hunger- und Agrar­krise müssen zusammen mit den Aus­wir­kungen von Kriegen betrachtet und über­wunden werden. Dabei dürfen ver­schiedene Krisen nicht gegen­ein­ander aus­ge­spielt werden: Unter dem Vorwand einer Nah­rungs­mit­tel­knappheit vor­zu­beugen, erwägen die EU-Agrarminister*innen aktuell, wichtige Green-Deal-Ziele wie die Pes­ti­zid­re­duktion oder der Bio­di­ver­si­täts­flächen auf­zu­schieben oder gar zurück­zu­nehmen. Solch kurz­fristige Reak­tionen auf einen dro­henden Engpass bei Getreide dürfen sich nicht negativ auf lang­fristige Lösungen für unser Ernäh­rungs­system, die Wie­der­her­stellung der bio­lo­gi­schen Vielfalt und den Kli­ma­schutz auswirken.

Wir lehnen diese Rück­schritte strikt ab. Statt­dessen braucht es eine umfas­sende Agrar- und Ernäh­rungs­wende – in Öster­reich, Europa und weltweit. Das bedeutet eine Land­wirt­schaft, die auf Unab­hän­gigkeit von fos­silen Brenn­stoffen, auf stand­ort­ge­rechte Tier­haltung und eine Reduktion der Mas­sen­tier­haltung, auf Agrar­öko­logie und Vielfalt sowie auf klein­bäu­er­lichen und kri­sen­re­si­li­enten Agrar- und Ernäh­rungs­sys­temen basiert. Gute Ernährung für alle in einer Welt ohne Hunger muss oberster Grundsatz sein.

Unter­zeichnet

Artists for Future Austria
Ärz­tInnen für eine gesunde Umwelt (ÄGU)
Attac Öster­reich
Aufstehn.at – Verein zur För­derung zivil­ge­sell­schaft­licher Par­ti­zi­pation AUGE/UG - Alter­native, Grüne und Unab­hängige Gewerkschafter*innen Die Not­bremsen. Flücht­lings­hilfe Pil­lichsdorf
Doctors for Future Austria
Evan­ge­lische Diözese A.B. Wien
Flücht­lings­hilfe Wol­kersdorf
Fridays For Future Wien

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GLOBAL 2000
Humanity Memorial Group Vor­arlberg
Interface Wien
Inter­na­tio­naler Ver­söh­nungsbund öster­rei­chi­scher Zweig
KOM­intern
One Billion Rising Austria
ÖBV-Via Cam­pesina Austria
Parents For Future Austria
Plattform 20000 Frauen
Plattform für eine mensch­liche Asyl­po­litik
Respekt.net
Seniors for Future
SO SIND WIR NICHT
System Change Not Climate Change
transform!at Verein zur För­derung linker Dis­kurse und Politik
Umwelt­be­auf­tragte der Kirchen Öster­reich
Verein “you-are-welcome” Verein zum Aufbau soli­da­ri­scher Struk­turen
Verein NEUER START
WIDE - Ent­wick­lungs­po­li­ti­sches Netzwerk für Frau­en­rechte und femi­nis­tische Per­spek­tiven Workers for Future
ZARA - Zivil­courage und Anti-Rassismus-Arbeit
Zukunftmitverantworten.org

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